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Was ist Glykogen und wie kann ich den Glykogenspeicher leeren?

Was ist Glykogen und wie kann ich den Glykogenspeicher leeren?

Glykogen übernimmt im Körper einige wichtige Funktionen. Während es maßgeblich an der Aufrechterhaltung zahlreicher Körperfunktionen beteiligt ist, spielt es für Sportler und Menschen, die an Gewicht verlieren möchten, eine große Rolle. Hier erfährst du, wie du dir während einer Diät die Funktion des Glykogenspeichers zunutze machen kannst.

Aufbau und Vorkommen

Chemisch betrachtet ist Glykogen ein Oligosaccharid beziehungsweise ein verzweigtes Polysaccharid und aus Glucose-Resten aufgebaut. Vereinfacht gesagt ist Glykogen ein Speicher für Kohlenhydrate und pflanzlicher Stärke ähnlich. Es wird mit der Nahrung, vornehmlich durch den Verzehr von Zucker und Kohlenhydraten, aufgenommen.

Glykogenspeicher befinden sich überall im Körper: in den Muskeln und Nieren sowie der Leber und dem Gehirn. Geringe Vorkommen gibt es zusätzlich im Uterus und der Vagina. Der größte Glykogenspeicher ist in den Muskeln, dort befinden sich zwei Drittel des im Körper befindlichen Glykogens, und der Leber. Je trainierter ein Mensch ist, desto größer ist die Kapazität seines Glykogenspeichers. Ein sportlich nicht-aktiver Mensch kann 300 bis 400 Gramm Glykogen in den Muskeln speichern, Sportler können die Kapazität des Speichers auf bis zu 600 Gramm erweitern.

Glykogen kann zudem in den Fettzellen vorkommen. Dort wird es gespeichert, wenn die restlichen Glykogenspeicher bereits voll sind. Solch ein Zustand entsteht in der Regel durch ein Überangebot von Glucose beziehungsweise einem übermäßigen Konsum von Kohlenhydraten.

Funktion von Glykogen

Glykogen hat im Körper unterschiedliche Funktionen, die abhängig davon sind, wo das Glykogen eingelagert ist.
Glykogen in den Muskeln spielt für die Muskelversorgung eine große Rolle, an der Regulierung des Blutzuckerspiegels ist lediglich der Glykogenspeicher der Leber beteiligt. Das in den Muskeln befindliche Glykogen wird ausschließlich von diesen selbst genutzt, obwohl dort der größte Glykogenspeicher des menschlichen Körpers ist.

Als einziges Organ des menschlichen Körpers ist allerdings die Leber in der Lage durch die Hilfe des Enzmys Glucose-6-Phospatase Glykogen in lebenswichtige Glucose umzuwandeln. Registriert der Körper, dass der Blutzuckerspiegel sinkt, wird das Enzym sofort aktiv. Ein Prozess, der eine lebensgefährliche Unterzuckerung vermeiden soll. Sichergestellt wird auf diese Weise eine Versorgung der Nervenzellen und des Gehirns sowie die Bildung roter Blutkörperchen und die Regulierung der Körpertemperatur.

Das Glykogen, welches der Körper aus der Leber gewinnt, spielt für Sportler und Menschen, die abnehmen möchten, eine weniger interessante Rolle. Anders verhält es sich mit dem Glykogenspeicher der Muskeln.

Glykogen in den Muskeln

Wer Sport treibt, verbraucht Energie und ist auf Adenosintriphosphat (ATP) angewiesen. Diese Energie wird dem Körper hauptsächlich in Form von Glykogen beziehungsweise dem Abbau von Kohlenhydraten, auch als Glykolyse bezeichnet, zur Verfügung gestellt. Die Energie aus den Fettreserven würde dem Körper eine lange Zeit ausreichen, ohne Nahrung auszukommen. Verbrennen die Muskeln Energie wie es beim Sport der Fall ist, kann das gespeicherte Glykogen unter Umständen bei hohen Belastungen binnen einer Stunde fast vollständig aufgebraucht werden. Ist die Anstrengung für den Körper intervallmäßig, wird vom Körper in der gleichen Zeit im Vergleich deutlich weniger Glykogen verbraucht.

Besonders bei Ausdauersportarten wird der Glykogenspeicher schnell geleert. Um den Glykogenspeicher möglichst wenig zu beanspruchen, versuchen Sportler den Fettstoffwechsel zu trainieren. Zur Energiegewinnung wird neben der Glykolyse vom Körper auf die Lipolyse zurückgegriffen. Bei diesem Prozess werden Fette abgebaut, was allerdings nur geschehen kann, wenn vom Körper genug Sauerstoff zur Verfügung gestellt wird. Ist das Lungenvolumen und folglich die Atmung begrenzt, kann weniger Fett abgebaut werden. Ein Grund, warum Sportler viel Zeit in das Training der Grundlagenausdauer stecken.

Wie du den Glykogenspeicher füllen und leeren kannst

Der Glykogenspeicher kann nach Belieben gefüllt und geleert werden. Eine vollständige Leerung ist nicht möglich, da der Körper zur Sicherung von lebenswichtigen Funktionen ein Minimum Glykogen in diesem Speicher belässt. Dass der Glykogenspeicher morgens leerer ist als abends, ist ein Mythos. Da die Muskeln über Nacht kaum Glykogen verbrauchen, ist der Speicher abends nicht voller als am morgen.

Während die Ernährung von Sportler mehr darauf abzielt den Speicher zu füllen, möchten Menschen, die an Gewicht verlieren möchten, diesen leeren, damit der Körper beginnt Fett abzubauen. Da Glykogen über Kohlenhydrate aufgenommen wird, besteht das Geheimnis der Leerung in dem Verzicht von Kohlenhydraten. In Kombination mit Sport, insbesondere Ausdauertraining, kann die Leerung des Speichers schneller erreicht werden. Ist der Speicher entleert, beginnt der Körper aus dem Fettgewebe Energie zu gewinnen und baut es ab.

Durch eine reichliche Zufuhr von Kohlenhydraten soll der Glykogenspeicher vor Wettkämpfen gefüllt werden. Gerade bei Ausdauersportarten ist es wichtig, dass der Körper auf ausreichend Energie zurückgreifen kann. Durch das Training des Fettstoffwechsels beziehungsweise der Grundlagenausdauer soll der Glykogenspeicher geschont werden, dennoch ist es vorteilhaft, wenn die Kapazität des Speichers bis aufs äußerste ausgereizt wird. Ansonsten sind Sportler in Wettkämpfen darauf angewiesen, nach zirka 1,5 Stunden durch die Zufuhr von Kohlenhydraten den Speicher wieder zu füllen um ihr Leistungslevel hoch halten zu können.

Vor dem Wettkampf versuchen Sportler durch eine massive Reduzierung von Kohlenhydraten und Ausdauertraining den Speicher zu leeren, um ihn dann wenige Tage vor dem Wettkampf durch den Verzehr von kohlenhydratreichen Lebensmitteln auf ein Maximum zu befüllen.

Ernährung und Glykogen

Durch die Ernährung kann der Glykogenspeicher gefüllt und in Kombination mit Bewegung geleert werden.
Soll er gefüllt werden, sollte die Ernährung eine Reihe von kohlenhydratreichen Lebensmitteln enthalten. Zu diesem Zwecke eignen sich Nudeln, Vollkornprodukte, Reis und Kartoffeln. Wer es lieber süßer mag, kann seinen Speicher mit Fruchtsäften, Pudding, Honig und Obst füllen. Gesunde Nahrungsmittel wie Gemüse und Hülsenfrüchte sind eine weitere Option.

Um den Glykogenspeicher zu leeren, sollte entsprechend auf Kohlehydrate verzichtet werden. Zu diesem Zweck eignen sich Low-Carb-Diäten. Von dem drastischen Gewichtsverlust der ersten Tage solltest du dich allerdings nicht täuschen lassen. Glykogen wird gemeinsam mit Wasser gespeichert. Wird der Glykogenspeicher durch eine Reduzierung von Kohlenhydraten geleert, wird gleichzeitig Wasser abgebaut. Die verlorenen Kilogramm der ersten Tage sind demnach kein Fett, sondern lediglich der Verlust von Wasser.

Ein kompletter Verzicht auf Kohlenhydrate ist nicht anzuraten, insbesondere wenn die Gewichtsabnahme mit Sport kombiniert wird. Der Körper benötigt ein gewisses Maß an Kohlenhydraten zur Versorgung der Muskulatur. Bekommt er nicht ausreichend Energie für die Muskelversorgung zur Verfügung gestellt, beginnt er, Muskelmasse und kein Fett abzubauen.